Samstag, 24. Januar 2009
 
Österreichs Bischöfe solidarisch mit brasilianischem Kollegen PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz   
Montag, 17. Dezember 2007

Seit Ende November befindet sich der brasilianische Bischof Luiz Flávio Cappio im Hungerstreik, um ein Megaprojekt im Aamazonasgebiet zu verhindern, das der Bewässerung von Monokulturen dienen und den Urwaldbewohnern das Wasser entziehen würde.

Wer sich anschließen will, findet unter der Überschrift "Brief an Präsident Lula" einen Entwurf.


Resolution der Vollversammlung der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission

Die Transposição (Umleitung) des Rio São Francisco, des zweitgrößten Flusses Brasiliens, zugunsten des Agrobusiness ruft massiven Widerstand hervor.

Fischer, Indigenen-Gruppen, Landlose, Kleinbauern und -bäuerinnen aus dem ganzen Nordosten leisten, gemeinsam mit den Kirchen und vielen internationalen Bewegungen, Widerstand gegen diese Umleitung. Der Bischof der brasilianischen Diözese Barra (Bahia), Dom Luiz Flávio Cappio, hat am 27.11.2007 in einem offenen Brief an den Präsidenten Lula bekannt gegeben, dass er seinen Hungerstreik als Zeichen des Protestes gegen die Zerstörung des Rio São Francisco und das Flussableitungsprojekt wieder aufnimmt.

Die Unterstützung des Bischofs im Hungerstreik wächst

Die Unterstützung des Bischofs Dom Luiz Cappio, der in Sobradinho, Bahia, für den Rio São Francisco fastet, nimmt zu. Am Nachmittag des 28.11.2007 hat ihn der Bischof der Diözese Juazeiro, Dom José Geraldo besucht und sich solidarisch gezeigt. Weitere vier Geistliche befinden sich in der Franziskus-Kapelle und fasten ebenfalls, in Solidarität mit dem Bischof. Die Kapelle liegt 3 km vom Ufer des aufgestauten Flusses.

Die bessere Alternative

Es geht um die Wahl zwischen einem pharaonischen Projekt, das vor allem der exportorientierten Landwirtschaft und den urbanen, industriellen Zentren nutzen soll, und einer Vielzahl von kleinen Projekten, die der großen Masse der Armen zugute kommen würden. Die bessere Alternative für die Bevölkerung sind 530 vorgeschlagene Bauvorhaben der Nationalen Wasserbehörde (ANA). Diese Maßnahmen wären ausreichend, um 1.300 Gemeinden mit Trinkwasser zu versorgen, und zwar mit der Hälfte der Kosten der Flussumleitung. Ein Gutachten der Weltbank bezweifelt die Wirksamkeit der Flussumleitung im Hinblick auf Armutsbekämpfung, kritisiert die stark technologische und kommerzielle Ausrichtung und lehnt eine Teilfinanzierung des Projekts ab.
Die Regierung Lula ist jedoch vom Mega-Projekt überzeugt, umso notwendiger ist der nationale und internationale Widerstand.
Die Regierung argumentiert, durch die teilweise Ableitung des Flusswassers in Dürrezonen könnten Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt werden. Kritiker, wie etwa die Brasilianische Bischofskonferenz, befürchten dagegen, dass nur etwa fünf Prozent des Wassers tatsächlich für die Bevölkerung bestimmt seien. Der größte Teil diene der Bewässerung von agro-industriellen Anbauflächen sowie der Industrie. Umweltexperten der Brasilianischen Bischofskonferenz erinnerten daran, dass der Präsident noch im Wahlkampf 2002 gegen das Umleitungsprojekt gewesen sei. 2005 hatten Menschenrechtsaktivisten und Bischof Cappio durch ihren Hungerstreik einen Aufschub des Projekts erreicht. Schon im März 2007 formierte sich erneuter Widerstand gegen erste Bauarbeiten in Cabroró. Bei den Protestkundgebungen war auch der Zisterzienserabt Dom José Hehenberger, der Romero-Preisträger 2007 der KMB Österreichs. Auch Bischof Dom Erwin Kräutler hat seine Solidarität mit dem Bischof im Hungerstreik erklärt. Kräutler ist seit Dezember 2006 unter Polizeischutz, weil er Morddrohungen – u.a. wegen seines Protestes gegen ein Staudammprojekt am Fluss Xingú – erhalten hat.

Die Vollversammlung der KOO unterstützt den Widerstand gegen das Flussumleitungsprojekt und ist mit Bischof Dom Luiz Cappio solidarisch.

Die Vollversammlung ruft weiters dazu auf, die Unterschriftenaktion in Solidarität für Dom Luiz Cappio und gegen das Flussumleitungsprojekt des São Francisco – Petition an den Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva – zu unterstützen und bekannt zu machen.
Pax Christ Burgenland berichtet über den Hungerstreik sowie über Solidaritätsaktionen auf:
http://www.martinus.at/bad_tatzmannsdorf/dom_luiz_cappio.htm
Dort finden Sie auch den Link zu einer sehr einfach zu bedienenden Online-Petition.

5. Dezember 2007 – 156. KOO Vollversammlung der Koordinierungsstelle

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